Spezielle Förderung von Schülern mit Hochbegabung

In den vergangenen Jahren haben wir einen immer stärkeren Zuwachs von Kindern mit einer diagnostizierten Hochbegabung, das heißt einem IQ von über 130, oder zumindest einer überdurchschnittlichen Begabung festgestellt. Hinzu kommen Kinder und Jugendliche mit sogenannten Inselhochbegabungen. Das bedeutet, dass man im Intelligenztest in bestimmten Bereichen (bspw. „Logisches Denken) einen überdurchschnittlichen Wert erreicht, dieser jedoch in der Gesamtpunktzahl untergeht, da andere Bereiche den Durchschnitt nicht übersteigen. Die Linie zwischen Hochbegabung, Teilhochbegabung und überdurchschnittlicher Begabung oder auch einfach engagierten und wissenshungrigen Schülern ist jedoch schwer zu ziehen. Diese muss aber auch gar nicht gezogen werden, denn eines haben alle Betroffenen gemeinsam – sie langweilen sich häufig im Unterricht. Christian Fischer, Professor für Begabtenforschung an der Universität Münster, beklagte, dass Langeweile im Unterricht in Deutschland immer noch ein Luxusproblem sei und berief sich dabei auf Studienergebnisse, in denen deutsche Schüler bei komplexen Aufgaben sehr viel mehr Probleme hatten, als ihre Altersgenossen aus den USA oder Japan. „Wir haben in Deutschland nach wie vor noch keinen hinreichenden Blick für Kinder, die mehr können als der Durchschnitt.“

Diese Langeweile kann sich durch geringe Konzentration oder Nervosität ausdrücken, andere verlieren sich in Gedanken und verpassen den Anschluss an ein Thema, welches man vielleicht noch nicht perfektioniert hat. Im schlimmsten Falle entsteht jedoch Frustration, die, besonders im jugendlichen Alter, häufig zu einer „Schulunlust“ oder sogar Verweigerung führen kann. Diese wird auch dadurch hervorgerufen, dass sich die Schüler/innen oft eingebremst fühlen, da sie ihre Gedanken häufig nicht mitteilen dürfen, um nicht dem Unterricht vorwegzugreifen.

Doch was kann man tun, um eben diese Kinder und Jugendlichen weiterhin zu motivieren, auch wenn die Klasse vielleicht noch nicht so weit ist?
Über die jahrelange Erfahrung im Umgang mit dieser Problematik haben wir an der HEBO-Privatschule diverse Methoden entwickelt, um Langeweile und Frustration vorzeitig zu unterbinden.

Akzeptanz

Der erste Schritt zum richtigen Umgang mit hoch- oder überdurchschnittlich begabten Schüler(inne)n ist die Akzeptanz der Lehrkraft, dass Hochbegabung für viele im Schulalltag auch ein Problem darstellen kann. Aus diesem Grund nimmt Personal regelmäßig an Fortbildungen zu aktuellen Themen rund um das Thema Schule teil. Hier hatten wir erst vergangenes Jahr die Chance an einer Fortbildung zum Thema "Hochbegabung und Hochsensibilität" teilzunehmen. Neben der Sensibiliserung mit dem Thema standen auch Möglichkeiten im Umgang mit betroffenen Schüler(inne)n auf der Tagesordnung. Viel wichtiger ist jedoch, dass alle Beteiligten Kenntnis von der Thematik und den damit verbundenen möglichen Problemen mitbringen.

Grouping

Grouping ist eine Maßnahme, in der begabte Schüler/innen in „Spezialklassen“ zusammengesetzt werden, um sich in bestimmten Gebieten auszutauschen und gegenseitig intellektuell zu fordern. Bei uns heißt die Klasse bzw. dieser klassenübergreifende Kurs „MEMO“. Geleitet wird er von einer Lehrerin, die sich auf Grund ihrer Hochbegabung intensiv im Mensa Verein (Netzwerk für Hochbegabte) engagiert. In diesen Kursen, welche regelmäßig parallel zum normalen Unterricht stattfinden, werden diverse anspruchsvolle Themen von Astrophysik über Biochemie oder auch philosophische Themen wie Sterbehilfe kritisch diskutiert. Andere Übungen sind Gedächtnistraining (daher der Name MEMO wie Memory) oder das Erarbeiten von landesweiten Wettbewerbsprojekten. 

Drehtürmodelle

Drehtürmodelle werden teilweise an öffentlichen Schulen eingesetzt. Diese ermöglichen, dass die Schüler/innen in bestimmten Fächern den Unterricht einer höhren Klasse besuchen. Hiervon sehen wir allerdings ab, da dies Unruhe in die Klassensituationen bringt weil wir allgmein nicht im Kursprinzip, sondern im Klassenverband unterrichten. Folglich wären in verschiedenen Klassen immer wieder andere Gesichter in diversen Unterrichtsstunden. Wir ziehen die besagten Schüler/innen hingegen punktuell aus dem Unterricht und setzen diese für die Stunde mit einem unserer Junglehrer zusammen, mit dem dann anspruchsvollere Themen bearbeitet werden können. Im Prinzip ist das eine Form von Enrichment, jedoch mit unterstützender Belgeitung einer Lehrkraft.

Förderpläne

Förderpläne stellen die letzte bis dato erarbeitete Maßnahme dar. Förderpläne sind von Schülern und Lehrern gemeinsame erarbeitete Aufgabenpakete,  welche die Schüler/innen bearbeiten dürfen, wenn sie mit dem regulären Unterrichtsstoff durch sind. Anschließend können sie aus der Klasse gehen und in einem separaten Raum an ihren Förderplänen arbeiten, welche wöchentlich kontrolliert und nachgehalten werden. Bislang hatten wir hier Projekte wie ein Juniorstudium in Physik, das Aneignen von Grundlagenwissen für ein Medizinstudium, das Erlernen von diversen Computerprogrammen wie z.B. Grafikprogrammen oder Programmiersprachen. Außerdem das Vorbereiten von Präsentationen über fachliche Unterrichtsinhalte, welche jedoch über den Leistungsanspruch der Klasse hinaus gehen – sprich eine weitere Form von Enrichment

 

Enrichment

Enrichment bedeutet vertieftes Lernen und meint das Anreichern des Lerhplans mit zusätzlichem Lernstoff. Die Schüler/innen behandeln hierbei tiefergehende oder sogar ihre eigens entwickelten Fragestellungen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass nicht der Stoff höherer Klassen genutzt wird, da dies die Problematik nur in die nächste Jahrgangsstufe verlagern würde.

Akzeleration

Akzeleration meint hingegen beschleunigtes Lernen, das sich bspw. durch Überspringen einer Klassenstufe initiieren lässt. Dies kann in vielen Fällen eine gute Maßnahme darstellen, da Hochbegabte ihren Altersgenossen kognitiv 3-4 Jahre voraus sind. Hier muss man jedoch beachten, inwiefern die Schüler/innen emotional mit den älteren Mitschülern auf einer Wellenlänge sind.

 

Zwar sind dies nur die Maßnahmen, die wir aktuell ergreifen, aber wir sind immer offen für neue, innovative Ideen, welche bei den begabten, motivierten und wissenshungrigen Schüler/innen die Motivation und den Spaß am Lernen erhalten sollen und bestenfalls durch sie selber angeregt werden.

 

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